Linde Material Handling setzt auf Künstliche Intelligenz von NVIDIA

KI-Revolution im Lager
Zwei Fahrzeuge von Linde Material Handling transportieren Lasten auf der LogiMAT 2025.

Gemeinsam mit dem Tech-Giganten NVIDIA und den Digitalisierungsexperten von Accenture entwickelt Linde Material Handling neue KI-Lösungen für die Zukunft des Materialflusses. Sie sollen das Lager von morgen effizienter, sicherer und flexibler machen als je zuvor. Wie es dazu kam und welche Möglichkeiten sich für die Intralogistik bieten, erzählen Torsten Rochelmeyer, Senior Director Strategy & Solution Portfolio, und Ron Winkler, Managing Director der Digital Business Unit.

Herr Rochelmeyer, was steckt hinter der Kooperation mit NVIDIA und Accenture?

Torsten Rochelmeyer: Unser Mutterkonzern KION Group hat diese strategische Partnerschaft im Januar 2025 geschlossen. Sie zielt darauf ab, sowohl die industrielle Automatisierung als auch die Intralogistik durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz grundlegend zu verändern. Der KI-Marktführer NVIDIA bringt seine leistungsstarke Omniverse-Plattform ein, Accenture liefert Expertenwissen rund um das Thema Digitalisierung. Wir selbst steuern unsere jahrzehntelange Expertise in der Intralogistik bei. Gemeinsam entwickeln wir Lösungen, die manuelle und automatisierte Flotten optimal koordinieren und Lagerprozesse auf ein völlig neues Effizienzniveau heben.

Zwei Fahrzeuge von Linde MH transportieren Waren. Ein digitales Abbild der Fahrzeuge ist auf einer Leinwand zu sehen.

Herr Winkler, eine dieser Lösungen, die Sie aktuell entwickeln, ist die Echtzeitlokalisierung. Worum genau geht es dabei?

Ron Winkler: Mit unserem Echtzeitlokalisierungssystem, kurz RTLS+, wollen wir eine lückenlose Standortverfolgung jedes Fahrzeugs im Lager ermöglichen, sowohl in Gebäuden als auch im Außenbereich. Wir nutzen dafür eine innovative „low infrastructure“-Ultra-Breitband-Technologie. Die Fahrer sollen über ein intelligentes Display Navigationsanweisungen und aktuelle Fahraufträge erhalten. Dafür wollen wir Standortdaten mit Fahrzeugdaten kombinieren, um so Routen in Echtzeit anzupassen, etwa wenn an bestimmten Fahrwegen zu viel Verkehr herrscht oder wenn sich Personen an kritischen Stellen im Lager aufhalten.

Herr Rochelmeyer, ein weiterer Baustein Ihrer KI-Lösung ist der digitale Zwilling. Was hat es damit auf sich?

Rochelmeyer: Den digitalen Zwilling entwickeln wir gemeinsam mit Accenture. Er ist der nächste Schritt nach der Echtzeitlokalisierung. Wenn wir große Fahrzeugflotten koordinieren und perfekt aufeinander abstimmen wollen, brauchen wir eine übergeordnete Intelligenz und jede Menge Rechenleistung. Hier kommt die Omniverse-Plattform von NVIDIA ins Spiel. Mit deren Hilfe werden wir ein virtuelles Abbild des realen Lagers erschaffen. Dieses digitale Lager enthält alle physischen Daten über Flurförderzeuge, Waren und Infrastruktur und wird permanent mit Echtzeit-Informationen aus Sensoren, Kameras und Steuerungssystemen aktualisiert. So können wir in Sekundenbruchteilen Simulationen durchführen, um Fahrwege zu optimieren, Fahrzeugtypen zu koordinieren oder Verbesserungen im Lagerlayout zu testen.

Portrait von Torsten Rochelmeyer, Senior Director Strategy & Solution Portfolio bei Linde Material Handling
Im Lager der Zukunft gibt es dank des digitalen Zwillings keine blinden Flecken mehr. Jede Palette, jedes Fahrzeug und jedes Regal ist Teil eines intelligenten Netzwerks.

Torsten Rochelmeyer, Senior Director Strategy & Solution Portfolio

Was macht diese Innovation in Ihren Augen so besonders für die Intralogistik?

Winkler: Mit unseren Lösungen schaffen wir die perfekte Orchestrierung aller Prozesse und Ressourcen im Lager. Stellen Sie sich vor: Jedes Fahrzeug, egal ob manuell oder automatisiert, jede Palette, jeder Stellplatz ist zu jedem Zeitpunkt lokalisiert und in Echtzeit mit unserem KI-System verbunden. Die KI wird sofort auf Veränderungen oder Probleme reagieren können, Aufträge umverteilen oder Routen anpassen. Nehmen wir an, ein Fahrer platziert eine Palette nicht ganz exakt. Unsere intelligenten Kameras erkennen das und die KI findet sofort eine Lösung, etwa indem sie einem automatisierten Fahrzeug einen entsprechenden Fahrauftrag zuweist. Das Lager wird über die Fähigkeit verfügen, sich selbst zu optimieren. Das wird bahnbrechend sein und die Intralogistik revolutionieren.

Welche konkreten Vorteile ergeben sich daraus für Ihre Kunden?

Rochelmeyer: Zunächst einmal steigern wir die Effizienz und den Warendurchsatz erheblich. Engpässe und Leerfahrten werden minimiert, Personal und Fahrzeuge optimal eingesetzt. Das führt zu deutlichen Kosteneinsparungen. Gleichzeitig erhöhen wir die Sicherheit, da unser System potenzielle Gefahrensituationen frühzeitig erkennt und verhindert.

Winkler: Außerdem werden unsere Kunden enorm an Flexibilität gewinnen. Der digitale Zwilling wird es auch ermöglichen, neue Layouts oder Prozesse risikolos zu testen, bevor sie implementiert werden. Und das Beste ist: Das System lässt sich immer weiter verfeinern. Wir schaffen damit ein Lager-Universum, das unseren Kunden langfristig einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil verschafft.

Herr Rochelmeyer, Herr Winkler, vielen Dank für dieses Gespräch.