Wie geht Automatisierung? Ein Interview mit Louis Vieira
Auf das Projektmanagement kommt es an
Für eine effiziente, zukunftsfähige Intralogistik wenden sich heute viele Unternehmen der Automatisierung zu. Doch ein so wichtiger Schritt will wohl überlegt und gut geplant sein. Wie man vorgehen sollte, welche Fahrerlosen Transportsysteme sinnvoll sind und warum gutes Projektmanagement das A und O ist, erklärt Louis Vieira, Head of Sales Automation & Intralogistics Germany bei Linde Material Handling.
Herr Vieira, warum geht der Trend in der Intralogistik so stark in Richtung Automatisierung?
Bei vielen Unternehmen steigt der Wettbewerbsdruck und die Zahl der Aufträge wächst. Gleichzeitig fehlen Fach- und Nachwuchskräfte, vor allem im Lager und in der Produktion. Das dürfte sich in den kommenden Jahren noch verstärken, sobald die geburtenstarken „Boomer“-Jahrgänge nach und nach in die Rente gehen. Fahrerlose Transportsysteme könnten diese Personallücke schließen. Vor allem bei monotonen, sich häufig wiederholenden Aufgaben. Das entlastet wiederum die anderen Mitarbeitenden, die ihre Zeit für wichtigere Aufgaben nutzen können. Schon heute sehen wir, dass sich das schnell rechnet: Zwar sind automatisierte Fahrzeuge in der Anschaffung relativ teuer, dafür sparen sie aber schon ab der ersten Minute Geld. Personalausgaben sinken und Unfallschäden gehen zurück. Außerdem verschleißen die Fahrzeuge weniger, wodurch sie länger betrieben werden können und sich geringere laufende Servicekosten ergeben.
Warum würden Sie Kunden die Lösungen von Linde Material Handling empfehlen?
Wir bieten ein Gesamtpaket rund um Automatisierung. Das beginnt mit einer umfassenden Beratung und reicht bis zum breiten Fahrzeugangebot der MATIC-Reihe. Damit decken wir nahezu alle relevanten Prozessabläufe im Lager ab. Für komplexe Transportaufgaben in Breitgang- und Hochregallagern empfehlen sich zum Beispiel unsere automatisierten Schubmast- und Schmalgangstapler. Für reine Bodentransporte oder kombinierte Anwendungen mit Ein- und Auslagerungen bis etwa vier Metern haben wir automatisierte Plattformfahrzeuge und Hochhubwagen im Angebot.



Worauf legen Kunden Ihrer Erfahrung nach besonders großen Wert?
Vielen ist die Verfügbarkeit der Systeme besonders wichtig. Hier punkten wir mit standardisierten Komponenten, die es jedem Monteur der Linde MH-Netzwerkpartner ermöglichen, Wartungs- und Serviceleistungen durchzuführen. Das erhöht die Verfügbarkeit der Fahrzeuge im laufenden Betrieb enorm. Und nicht zuletzt legen unsere Kunden großen Wert darauf, dass das Automatisierungslayout skalierbar, ausbau- und erweiterungsfähig ist. Flexibilität ist hier das Stichwort – auch das können wir mit unseren Lösungen bieten.

Standardisierte Komponenten ermöglichen es jedem Monteur der Linde MH-Netzwerkpartner Wartungen durchzuführen.
Louis Vieira, Head of Sales Automation & Intralogistics Germany bei Linde Material Handling
Worauf sollten Kunden achten, wenn sie ihre Prozesse automatisieren?
Die Erfahrung zeigt, dass es auf Sorgfalt ankommt. Früher ging es meist nur um einzelne Prozessabschnitte. Heute sollen oft gleich ganze Zonen automatisiert werden. Das macht den Ablauf natürlich komplexer. Um Prozesse effizient zu automatisieren, müssen sie zunächst genau erfasst und standardisiert werden. Erst dann lässt sich festlegen, welche Aufgaben fahrerlose Transportfahrzeuge übernehmen sollen. Transportieren sie Waren zwischen Rollenbahn und Übergabeplätzen? Oder übernehmen sie die Nachschubversorgung im Regallager? Wie sieht die Integration in bestehende Abläufe aus? Werden die Geräte etwa im Mischbetrieb mit manuellen Fahrzeugen genutzt, muss das bei der Planung berücksichtigt werden. Auch die IT-Infrastruktur muss stimmen, damit die Fahrzeuge Daten mit dem bestehenden Lagerverwaltungssystem unserer Kunden austauschen können.
Was ist für eine erfolgreiche Umsetzung wichtig?
Ein strukturiertes Vorgehen und ein professionelles Projektmanagement helfen nicht nur den Überblick zu behalten. Sie sind sogar der eigentliche Schlüssel zum Erfolg. Kunden und Anbieter müssen eng und zielgerichtet zusammenarbeiten. Das entscheidet mindestens zur Hälfte darüber, wie gut das Projekt läuft und ob am Ende alle zufrieden sind.
Ein strukturiertes Vorgehen und ein professionelles Projektmanagement helfen nicht nur den Überblick zu behalten. Sie sind sogar der eigentliche Schlüssel zum Erfolg.
Louis Vieira, Head of Sales Automation & Intralogistics Germany bei Linde Material Handling
Wie sieht so ein professionelles Projektmanagement konkret aus?
Bewährt haben sich Qualitätsmeilensteine am Ende jeder Projektphase. Mit Checklisten wird überprüft, ob alle Ziele und Vorgaben erfüllt sind und die nächste Stufe starten kann. Das beginnt schon bei der Angebotserstellung, geht über die Entwicklung des Automatisierungslayouts, die Projektrealisierung, die Implementierung vor Ort mit anschließender Ramp-up-Phase bis hin zum Live-Betrieb mit Service und Wartung. Auch sollten auf Kundenseite Projektverantwortliche benannt werden, die das gesamte Vorhaben als Ansprechpartner betreuen.
Neben all den technischen Fragen spielen sicher auch die Menschen eine große Rolle. Wie werden die Mitarbeitenden in die Projekte einbezogen?
Das ist ein wichtiger Punkt. Ein gelungenes Change-Management ist entscheidend. Die Mitarbeitenden sollten frühzeitig eingebunden werden, zum Beispiel durch Akzeptanzworkshops. Dort wird das Vorhaben erklärt und die Mitarbeitenden können Fragen stellen. So kann von Anfang an vermieden werden, dass sich Widerstände bilden. Genauso wichtig ist es, die Mitarbeitenden im Umgang mit den automatisierten Fahrzeugen zu schulen. Sie müssen beispielsweise darauf achten, dass niemand in den Bereich des Sicherheitsscanners läuft oder dass abgestellte Warenträger nicht die Transport- und Fahrwege der Fahrzeuge versperren.
Wie viel Zeit muss man für ein Automatisierungsprojekt einplanen?
Das hängt natürlich vom Umfang und der Komplexität des Projekts ab. Manche Projekte dauern sieben Monate, andere zum Teil mehrere Jahre. Die Weiterentwicklung der Softwaresysteme trägt aber dazu bei, die Implementierungszeiten zu verkürzen. Beispielsweise sorgen bei unseren neuen automatisierten Hochhubwagen Linde L-MATIC HD k innovative Softwarelösungen für eine verkürzte Inbetriebnahme.

Automatisierte Fahrzeuge eignen sich besonders für wiederkehrende Transport- und Lageraufgaben und spielen eine wichtige Rolle bei der ganzheitlichen Optimierung innerbetrieblicher Abläufe. Unsere Experten helfen Ihnen, Ihren Materialfluss auf ein neues Effizienzniveau zu heben. Sprechen Sie uns an.