Flurförderzeuge
Stapler, Lagertechnikgeräte & mehr
Ein Flurförderfahrzeug (FFZ) ist ein gleisloses, frei lenkbares, fahrbares Arbeitsmittel für den innerbetrieblichen Materialfluss. Es bewegt sich auf dem Boden („Flur“) ohne fest verlegte Schienen und dient zum Transportieren, Heben, Stapeln sowie Ziehen/Schieben von Lasten – überwiegend horizontal auf ebenen Flächen.
Abgrenzung: Im Unterschied zu Hebezeugen (z. B. Krane) arbeiten Flurförderzeuge primär am Boden und im Horizontalverkehr; je nach Bauart können sie zusätzlich heben und stapeln.
Flurförderzeuge Arten
Flurförderzeuge lassen sich in fünf Funktionsklassen einteilen, die sich nach Einsatzaufgabe, Hubhöhe, Traglast, Gangbreite und Automatisierungsgrad unterscheiden.
Gabelstapler sind die kraftvollen Allrounder für Stapel- und Umschlagaufgaben. Hubwagen bewegen Paletten effizient – als Niederhub bodennah oder als Hochhub mit Mast zum Stapeln.
Lagertechnikgeräte sind für Hochregal, Schmalgang und Kommissionierung optimiert. Schlepper und Routenzüge übernehmen das Ziehen/Schieben in der Materialversorgung.
Fahrerlose Transportsysteme (FTS/AGV und AMR) automatisieren diese Aufgaben je nach Prozessreife.
Gabelstapler
Das Spektrum reicht vom universellen Gegengewichtsstapler – als Elektro-, Diesel- oder Gasvariante – bis zu Schwerlaststaplern sowie Containerstaplern für Hafen und Terminal. Für das Handling schwerster Lasten bieten diese Geräte hohe Hub- und Reichweitenreserven.
Hubwagen
Hubwagen sind die kompaktesten Flurförderzeuge für palettenbasierten Materialfluss: Sie heben bodennah an und verfahren Lasten über kurze bis mittlere Strecken.
Niederhubwagen heben Paletten nur wenige Zentimeter an und verfahren sie bodennah. Handhubwagen und Schnellläufer sind Untergruppen des Niederhubwagens. Hochhubwagen (Deichselstapler) besitzen ein Mastsystem zum Stapeln und Ein-/Auslagern in niedrigen bis mittleren Regalhöhen.
Lagertechnikgeräte
Lagertechnik, die jeden Zentimeter nutzt: Schubmaststapler bedienen Hochregale mit mittleren bis hohen Hubhöhen, Kommissionierer beschleunigen Picks vom Nieder- bis Vertikalniveau, und Schmalgangfahrzeuge (VNA) arbeiten effizient im Man-up/Man-down-Betrieb.
Das Ergebnis: höherer Durchsatz, optimale Flächennutzung und ergonomische Abläufe.
Routenzüge
Schlepper, Routenzüge und Routenzug-Anhänger zählen zu den vielseitigsten Flurförderzeugen für getaktete Materialflüsse. Sie bündeln Transporte, reduzieren Leerfahrten und verbinden Produktions- und Lagerbereiche effizient miteinander.
Dank modularer Konfigurationen, kurzer Andockzeiten und hoher Zuglast eignen sie sich ideal für sequenziellen Nachschub, Just-in-Time-Belieferung und flexible Routenkonzepte.
Fahrerlose Flurförderzeuge
Fahrerlose Flurförderzeuge (AGV) – ob als FTS oder AMR – übernehmen Transportaufgaben vollautomatisch und sorgen für maximale Effizienz und Sicherheit im Materialfluss. Sie bewegen sich präzise durch Produktions- und Lagerumgebungen, lassen sich flexibel in bestehende Systeme integrieren und sind damit ein zentrales Element moderner, zukunftsfähiger Intralogistik.
Flurförderzeuge im Lager
Flurförderzeuge sind die bewegliche Infrastruktur der Intralogistik. Sie verknüpfen Materialflüsse zwischen Produktion, Lager, Umschlag und Versand, gleichen Taktunterschiede aus und sichern planbare Wege- und Durchlaufzeiten. Abhängig von Layout und Prozessdesign übernehmen sie genau die Aufgaben, für die stationäre Fördertechnik zu unflexibel wäre oder bewusst ergänzt werden soll. Typische Aufgaben sind u. a.:
• Ein-/Auslagern & Stapeln in Regalen (Industrie, Produktion, Distribution)
• Innerbetrieblicher Transport von Paletten, Gitterboxen, Rollen, Behältern
• Kommissionieren von Artikeln bzw. Sendungen (Pick-by-Order, Batch, Multi-Order)
• Optimierung von Effizienz, Produktivität, Ergonomie und Arbeitssicherheit
Einsatzbereiche
In der Praxis kommen Flurförderzeuge überall dort zum Einsatz, wo Warenströme ohne feste Fördertechnik flexibel, skalierbar und sicher abgewickelt werden müssen: vom Distributionszentrum über die Fertigung bis zum Speditionsumschlag.
Die Einsatzumgebungen reichen von Lager und Logistikzentren über Produktion bis Handel oder Spedition und Umschlagplätze.
Je nach Branche unterscheiden sich die Anforderungen an Flurförderzeuge deutlich. Entdecken Sie ganzheitliche Lösungen – von Automotive über Getränkeindustrie bis 3PL.
Rahmenbedingungen wie Gangbreiten, Bodenqualität, Innen-/Außeneinsatz oder Temperaturbereiche bestimmen die passende Gerätekonfiguration.
Geschwindigkeit von Flurförderzeugen: Regeln, Richtwerte & Best Practices
Für Flurförderzeuge gibt es keine pauschal gesetzlich festgelegte Höchstgeschwindigkeit. Maßgeblich ist die DGUV Vorschrift 68, nach der Flurförderzeuge „mit an die Fahrbahnverhältnisse angepasster Geschwindigkeit“ bewegt werden müssen. Die sogenannte Kriechgeschwindigkeit ist dabei mit bis zu 2,5 km/h definiert.
In der Praxis legen Unternehmen eigene Grenzwerte fest – beispielsweise 6–10 km/h in Hallen oder auf Betriebshöfen. Grundlage hierfür sind Gefährdungsbeurteilungen und entsprechende Beschilderungen.
Geschwindigkeiten nach Fahrzeugklasse: Linde Flurförderzeuge
- Elektrostapler (z. B. E25/E35, X25): ca. 20 km/h, Performance-Modelle bis 22 km/h
- Dieselstapler (H20–H25 EVO): ca. 22 km/h (mit oder ohne Last)
- Niederhubwagen / Schnellläufer (T20–T25): bis 10 km/h mit Last, 12–14 km/h ohne Last
- Kommissionierstapler (N20-Serie): modellabhängig 12–14 km/h (mit oder ohne Last)
- Schubmaststapler (R14–R20 G): ca. 14 km/h
- Schlepper (P250): bis 25 km/h (unbeladen)
Geschwindigkeit in der Praxis: Sicher und regelkonform
Die technisch mögliche Höchstgeschwindigkeit wird im Betrieb in der Regel reduziert – beispielsweise durch elektronische Assistenzsysteme (z. B. Kurvenassistenten) oder durch standortspezifische Vorgaben im Rahmen der Gefährdungsbeurteilung. Dadurch gelten im Alltag meist niedrigere Geschwindigkeitslimits als die vom Hersteller angegebenen Maximalwerte.
Bodenverhältnisse für Flurförderzeuge
Bodenverhältnisse entscheiden maßgeblich über Sicherheit und Performance von Flurförderzeugen. Tragfähigkeit (Radlasten), Ebenheit und Rutschhemmung müssen zum Fahrzeug und zur Last passen; Unebenheiten, Fugen sowie Übergänge an Toren oder Ladebrücken sind zu entschärfen.
Stimmen Sie Reifen (Bandage, Superelastik, Luft) und Fahrprofile auf den Untergrund ab: rutschhemmende Beschichtungen, regelmäßige Reinigung und klare Markierungen erhöhen die Prozesssicherheit. Die konkreten Anforderungen werden standortspezifisch in der Gefährdungsbeurteilung festgelegt – bei Linde Flurförderzeugen unterstützen Assistenz- und Zonenfunktionen die sichere Umsetzung.
- Fahrzeugtyp: Gabelstapler erzeugen hohe Punkt-/Radlasten → ebener, tragfähiger Boden nötig; Hubwagen reagieren empfindlich auf Fugen/Schwellen.
- Reifen & Belag: Bandage/SE = hart & präzise, braucht glatten Belag; Luftreifen dämpfen draußen. PU-Rollen griffig/leiser, Nylon hart/rollarm.
- Rampen & Übergänge: Last hangseitig, keine Kurven auf Rampen, Übergänge spaltfrei und rutschhemmend ausführen.
- Innen vs. Außen: Innen auf Rutschhemmung & Reinigung achten; außen Drainage, Winterdienst, Beleuchtung sichern.
- Markierung & Personenverkehr: Klare Fahrwege, Fußgängertrennung, Spiegel/Warnprojektion; für AGV/FTS/AMR konstante Reibwerte, saubere Leitlinien und stabile Konnektivität.
- Prüfung & Instandhaltung: Fugenmanagement, Ladebrücken/Rampen regelmäßig prüfen; betriebliche Limits per Gefährdungsbeurteilung festlegen (Assistenz-/Zonenfunktionen nutzen).
FAQ – Gangbreiten, Böden & Betriebspraxis
Gibt es eine gesetzliche Höchstgeschwindigkeit für Flurförderzeuge?
Eine pauschale Höchstgeschwindigkeit existiert nicht. Maßgeblich ist die DGUV Vorschrift 68 („angepasste Geschwindigkeit“; Kriechgeschwindigkeit bis 2,5 km/h). Konkrete Limits werden per Gefährdungsbeurteilung und Beschilderung festgelegt. Bei Linde Fahrzeugen lassen sich Geschwindigkeiten technisch begrenzen (z. B. Kurven-/Geschwindigkeitsmanagement).
Wie bestimme ich die notwendige Gangbreite für ein Flurförderzeug?
Aus Herstellerangaben (Arbeitsgangbreite Ast), Gerätekategorie, Anbaugerät, Last und Regalgeometrie. Zusätzlich Sicherheitszuschläge fürs Rangieren, Begegnungsverkehr und Fußgänger einplanen; EN 15620 zu Freiräumen/Toleranzen berücksichtigen.
Welche Anforderungen gelten an den Boden für den Einsatz von Flurförderzeugen?
Ausreichende Tragfähigkeit, Ebenheit (i. d. R. nach DIN 1802), Rutschhemmung sowie intakte Fugen/Schwellen. Für Schmal- und Hochregalanwendungen gelten oft engere Ebenheitsvorgaben (Hersteller-/Planervorgaben).
Zulässige Steigungen, Rampenwinkel und Bodenfreiheit können Sie den Linde Datenblättern entnehmen.
Achten Sie darauf Rutschhemmung sicherzustellen, Übergänge zu entschärfen und Anfahr-/Abfahrwinkel zu prüfen.
Was ist beim Einsatz von Flurförderzeugen in Schmalgängen zu beachten?
Bei geringen Seitenabständen sind zusätzliche Schutzmaßnahmen erforderlich (DGUV V 68 § 28). DIN 15185-2 beschreibt Personenschutz im Schmalgang als Stand der Technik (z. B. Zutrittskontrolle, Scanner, Not-Halt).
Wie organisiere ich Verkehrswege für Flurförderzeuge sicher?
Klare Fahrwegmarkierungen, Einbahnstraßen/Vorfahrtregeln, Spiegel, Barrieren. Trennung von Personen- und Flurförderzeug-Verkehr, geregelte Übergänge; Ampel-/Zugangssysteme bei Mischverkehr. Alles in einer standortweiten Verkehrsordnung bündeln.
Welche Rolle spielen Beleuchtung und Sicht beim Betrieb von Flurförderzeugen?
Homogene, blendfreie Ausleuchtung der Fahrwege. Ergänzend Beleuchtung für Flurförderzeuge, Warnprojektionen (z. B. Linde BlueSpot) und Assistenzsysteme für bessere Sichtbarkeit.
Welche Normen und Regeln sind für Flurförderzeuge relevant?
- DGUV Vorschrift 68 (Betrieb von Flurförderzeugen)
- DIN EN 15620 / DIN EN 15635 (Regalanforderungen, Freiräume, Inspektion)
- DIN 18202 (Ebenheit/Bautoleranzen)
- DIN 15185-2 (Schmalgang/Personenschutz)
- ISO 3691-1 (Sicherheitsanforderungen Flurförderzeuge)
Ergänzend: Linde Datenblätter/Handbücher (Ast, Lastdiagramme, Steigfähigkeit, Assistenzsysteme).
Welche Prüf- und Inspektionspflichten gelten für Flurförderzeuge und Infrastruktur?
Regelmäßige Prüfungen von Flurförderzeugen nach DGUV (jährlich durch befähigte Personen, tägliche Sichtkontrollen).